Vereinsgeschichte
Kanu-Sport in Schwerte
Die Geschichte des Erfolges
Im Jahre 1933 gründeten ca. 20 Faltbootwanderfahrer den Kanu-Verein Schwerte. 1935 verpachtete die Stadt Schwerte dem Kanuverein ein 1 Morgen großes Wiesenstück unterhalb des Gaswerkes am Ufer der Ruhr. Im darauffolgenden Jahr wurde mit dem Bau einer Bootsunterkunft begonnen. Dieses erste vereinseigene Bootshaus stand an derselben Stelle, an der heute das neue Bootshaus steht. Der damalige Bau war eine eingeschossige Holzkonstruktion auf Betonfundamenten. Er bot Unterbringungsmöglichkeiten für 40 Boote und besaß einen Aufenthaltsraum und zwei Umkleideräume. Da der Aufenthaltsraum sehr klein war, mussten die monatlichen Vereinszusammenkünfte in der Gaststätte Bäcker, Beckestraße, stattfinden. Am 19.11.1938 wurde das 5-jährige Bestehen gefeiert. Die Mitgliederzahl hatte sich seit der Gründung des Vereins vervierfacht - 78 Mitglieder.
Stolz wurde im Jahr 1939 das erste Rennboot - ein gebrauchter Rennkajak - vom Herdecker Kanuclub erworben. Damit war der erste Schritt getan, um neben dem Wandersport aktiven Leistungssport betreiben zu können. Als während des Krieges 1943 die Möhne-Katastrophe eine haushohe Flutwelle das Ruhrtal herunterschickte, wurde das Bootshaus erheblich beschädigt. Zu jenem Zeitpunkt weilten nur 3 Mitglieder in Schwerte. Diese vermochten wegen ihrer geringen Zahl und dem Fehlen jeglicher Materialbeschaffungsmöglichkeit die Reste des Bootshauses nur notdürftig zu erhalten.
10 Mitglieder begannen nach Kriegsende den Wiederaufbau des Bootshauses und mit der Wiederaufnahme des Sportbetriebs. Auf Verlangen der britischen Besatzungsmacht wurde der Kanuverein dem Zentralsportverein VfL Schwerte angegliedert. Dieser Zwangsanschluss konnte 1947 in gutem Einvernehmen mit dem VfL Schwerte wieder rückgängig gemacht werden.
Mit dem Entschluss, die Jugendarbeit zu aktivieren, und da in dem teilweise zerstörten Bootshaus eine Lagerung der Boote nicht mehr möglich war und jeglicher Schutz gegen Witterungseinflüsse und Diebstahl fehlte - Bretter und Balken waren infolge monatelanger Einbettung im feuchten Ruhrschlamm und fehlender Anstricherneuerung morsch geworden - wurde 1948 mit dem Bau eines massiven Bootshauses begonnen. Durch freiwillige Übernahme von Enttrümmerungsarbeiten in Schwerte und in benachbarten Städten wurde ein Teil des notwendigen Baumaterials unentgeltlich beschafft. Jedes Wochenende fuhren ca. 20 Mitglieder auf einem Lastwagen zu den Ruinen, wo Mauerreste eingerissen, Steine geputzt, Eisenträger freigelegt, ausgebaut und aufgeladen wurden. Dann rollte Lkw für Lkw zum Boots- und Zeltplatz. Erst mit der Währungsreform trat eine Lockerung in der Baustoffbeschaffung ein; die noch fehlenden Baustoffe wie Sand, Zement und Holz wurden jetzt käuflich erworben. Nach zweijähriger Bauzeit, in der die 20 Mitglieder insgesamt 20.000 Arbeitsstunden leisteten, konnte ein herrliches Bootshaus fertiggestellt werden, das in der Presse als "Schönstes Bootshaus des Deutschen Kanuverbandes" gelobt wurde.
Die Teilnahme an mehreren Wettkämpfen wurde mit Siegen und schönen Platzierungen belohnt. Das gab Auftrieb. Immer mehr Jugendliche konnten für den Kanusport gewonnen werden. Erfreulicherweise gelang es im Jahre 1951 eine große Wiese neben dem Bootshausgelände zu pachten, die schnell zu einem Sportplatz ausgebaut wurde.
Im September desselben Jahres waren die Schwerter Kanuten während einer Vereinsfahrt ins Blaue zufällig Zuschauer des 1. Lippstädter Kanuslaloms. Diese - für den KV Schwerte neue - Kanusportart wurde daraufhin vom Kameraden Helmut Kube auch bei uns eingeführt. Schon im Mai 1952 waren Schwerter Sportler Teilnehmer der 2. Lippstädter Veranstaltung. Die rasche Entwicklung des Jugendsports forderte die Anschaffung neuer Boote. Die finanzielle Belastung durch den Neubau ließ nur geringe Beträge für die Bootsanschaffung übrig. Ein Ausweg war schnell gefunden; findige Kameraden bastelten in mühevoller Kleinarbeit schnittige Rennkajaks und den zum Transport erforderlichen Bootsanhänger. 1954 wurde Werner Steinschulte zum Vorsitzenden gewählt, nachdem er bereits in den Jahren zuvor in der Jugendarbeit tätig gewesen war. Der 1.Schwerter Kanuslalom - heute bereits traditionelle Sportveranstaltung im Schwerter Raum - kam 1954 zur ersten Austragung. In den beiden folgenden Jahren trugen die Anstrengungen der Schwerter Kanuten Früchte: Siege auf Landesmeisterschaften und anderen größeren Veranstaltungen traten immer häufiger ein. Die Kanadiermannschaft Stein/Trienke wurde auf Grund hervorragender Leistungen in die Nationalmannschaft berufen, Die Jugendlichen Schulte/Steckelbach gewannen 1956 den ersten Titel der Jugendbesten für den KVS.
Die immer größer werdende Zahl der vereinseigenen Boote ließ die Bootshallen zu klein werden. Ein neuer Bauabschnitt wurde begonnen. Mit vereinten Kräften wurde in knapp einjähriger Bauzeit die "Slalomhalle" mit Bootsunterkünften, Umkleideraum und sanitären Anlagen fertiggestellt. Die Aktivität der drei Sparten - Rennsport, Kanuslalom und Wasserwandern kannte keine Grenzen; Schwerter Kanusportler starteten auf in- und ausländischen Wettkämpfen bzw. befuhren Flüsse in West-, Nord- und Südeuropa. 1958 mussten bereits Überlegungen zur Erweiterung des Bootshauses angestellt werden. Der zweite Bootshausbau war auf eine Lebensdauer von 80-100 Jahre berechnet. Zu dieser Zeit aber konnte noch niemand die schnelle Ausbreitung des KVS vorausahnen. Innerhalb von 7 Jahren stieg die Mitgliederzahl von 20 auf fast 200 an.
Die augenblickliche Situation erkennend und der Jugendarbeit gegenüber aufgeschlossen bewilligte die Jahreshauptversammlung die Pläne zur Erweiterung des Bootshauses, obwohl dieser Umbau z. T. in freiwilliger Selbsthilfe geschaffen werden sollte. Nachdem in den Jahren 1958/1959 noch mehrere Titel der Jugendbesten errungen werden konnten, gelang es Peter Hasse 1960, die erste Deutsche Meisterschaft für den Kanu-Verein Schwerte zu gewinnen. Mit diesem Sieg war der erste Schritt zur Deutschen Spitze getan. Unsere Erfolge wurden in diesem Jahr zum, ersten Mal vom Rat der Stadt offiziell in einer besonderen Feierstunde gewürdigt. 1961 konnte trotz des auf Hochtouren laufenden Umbaus an die sportlichen Leistungen, der Vorjahre angeknüpft werden.
(Auszug aus der Festschrift zum 50. Vereinsjubiläum 1983)